Eigentlich wollte ich Euch mit hinter die Kulissen nehmen. Euch teilhaben lassen daran wie es ist ein Fotobusiness von Grund auf aufzubauen.
Doch wie bei vielen von Euch, hat auch bei mir die Corona-Pandemie jegliche Pläne über den Haufen geworfen. Einen einzigen Auftrag hatte ich in den letzten drei Monaten. Überleben konnte mein Unternehmen nur, dank der schnellen Hilfe des Staates. Ich habe die freie Zeit genutzt, um mich weiter zu bilden und meinen YouTube-Kanal voran zu bringen.
Doch anstatt mich darüber zu beschweren, dass dies alles zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt kam, habe ich versucht das positive darin zu sehen. Und ich habe überlegt, wie ich die entstandene Zeit sinnvoll nutzen kann. Dabei nahm eine fixe Idee, die ein Freund und ich seit einer Weile hatten, immer klarere Konturen an.
Momentan ist es logischerweise nicht möglich Fernreisen zu unternehmen. Glücklicherweise wurden die Reisebestimmungen innerhalb Deutschlands jedoch gelockert und so ist zumindest bundesweiter Urlaub wieder möglich. Da wir beide kleine Abenteurer und Sportenthusiasten sind, kam uns die Idee einen Roadtrip zu planen. Jedoch statt mit dem Auto, wollen wir Deutschland auf dem Rad durchqueren. Wie für vieles heutzutage, gibt es auch hierfür einen tollen englischen Begriff: Transgermany.
Es stehen diverse Möglichkeiten zur Verfügung die Nation zu durchqueren: Von Nord nach Süd, von Ost nach West und vis versa
Sogar eine offizielle Route von Basel bis nach Rügen gibt es. An dieser haben wir uns orientiert. Allerdings haben wir sie ein wenig personalisiert.
Robert und ich hatten anfangs sehr unterschiedliche Vorstellungen, wie so ein Abenteuer aussehen kann. Während Robert die sportliche Herausforderung als oberste Priorität sah, war mir als Fotograf natürlich auch der visuelle Aspekt, sprich schöne Landschaften, wichtig. Ausserdem kamen wir ausstattungstechnisch aus komplett unterschiedlichen Richtungen.
Robert hatte sich viele, vielleicht ein oder zwei zu viele, Videos übers Bikepacking angesehen. Ziel dabei ist es, alles nötige am Rahmen des vorzugsweise Mountainbikes zu befestigen und querfeldein auf einer möglichst abenteuerlichen bzw. direkten Route zum Ziel zu gelangen. Übernachtet wird dabei zumeist wild und unter freiem Himmel.
Ich hingegen habe nur ein Rennrad zur Verfügung. Mit etwas derberer Bereifung sind vielleicht ein paar Schotterwege möglich. Keineswegs jedoch irgendwelche wurzeligen Singletrails (zu deutsch: Trampelpfade). Außerdem war die Gepäckmitnahme die nächste Herausforderung, da am Rahmen meines Rades dafür keine Befestigung vorgesehen ist. Die Lösung ist ein Einradanhänger (Bob Yak) der auf der Hinterachse montiert wird. So bin ich in der Lage neben all dem Campingequipment auch Fotoapparat und Drohne zu transportieren.
Am Ende haben wir nun einen Kompromiss gefunden. Statt einer reinrassigen Mountainbiketour, fällt die Routenführung jetzt in die Kategorie „Gravel“. Das bedeutet in unserem Fall: Ein guter Mix aus asphaltierten Radwegen, befestigtem Schotter und vielleicht auch mal hier und da ein paar Singletrails. Der Startpunkt ist Uhldingen am Bodensee und das Ziel das Mönchsgut auf Rügen. Unterwegs werden wir bei Freunden, auf Zeltplätzen und ja, auch unter freiem Himmel übernachten.
Abgesehen von der theoretischen Planung braucht es für so ein Projekt aber auch einiges an praktischer Vorbereitung. Und an dieser Stelle hat uns die Corona-Pandemie und die daraus resultierende freie Zeit bzw. das Homeoffice in die Karten gespielt. In den vergangenen drei Monaten konnten wir uns so genug Freiraum schaffen, um in der Woche 5–10 Stunden zu trainieren. Schließlich haben wir auf der Route täglich zwischen 60–130 km zu bewältigen, 20 Tage am Stück. Dabei ist es beim Training immer gut, wenn man zu zweit ist. Auch wenn wir wochenlang, dank social distancing, nur jeder für sich trainieren konnten, spornt man sich doch virtuell zu gegenseitigen Höchstleistungen an.
Und auch equipmentmäßig hatten wir viel Gesprächsstoff. Welche Reifen sind die besten, was nimmt man an Klamotten mit, welche Isomatte, welcher Schlafsack… Die Diskussionsthemen sind schier unerschöpflich. Sehr zum Leidwesen unserer Partnerinnen. Robert meinte, dass er zeitweise per WhatsApp mehr mit mir als seiner Frau geplaudert hat.
Letztes Wochenende war es schließlich Zeit für eine erste Probefahrt. Nachdem die Lockerungen in Kraft getreten sind und man sich wieder freier bewegen darf, haben wir das Pfingswochenende für eine Ausfahrt mit all unserem Equipment genutzt.
Die Route führte uns von Heidelberg in den Pfälzer Wald und am folgenden Tag wieder zurück.
Das sind knappe 100km pro Route — einmal quer durch die Rheinebene. Erstaunlicherweise ging das überraschend gut. Allerdings muss ich mich erst daran gewöhnen ca. 25 kg im Schlepptau zu haben, von denen ungefähr ein Drittel nur aus Kamerazeugs besteht. Zum Glück habe ich die Ausrede, dass das ja jetzt mein Beruf ist. Trotzdem bin ich noch etwas skeptisch, da der Hinterbau meines Rades beim Ansetzen des Hängers ganz schön geschwungen hat. Ob der Carbonrahmen es heil bis zur Küste schafft, bleibt abzuwarten.
Übernachtet haben wir an einem idyllischen Teich mitten im Nirgendwo des Pfälzer Waldes. Solange es trocken bleibt, sparen wir uns das Zelt und übernachten nur mit Plane, Isomatte und Schlafsack. Bis auf ein paar bissige Insekten lief das auch sehr gut. Unter sternenklarem Himmel einschlafen und zum Sonnenaufgang aufwachen ist einfach ein unvergleichliches Erlebnis.
Am nächsten Morgen gab es dann den obligatorischen, löslichen Kaffee und Haferbrei vom Campingkocher. Anschließend schwangen wir die etwas müden Beine auf die Räder und machten uns auf den Rückweg.
Unser Fazit? Hier und da kann man noch ein wenig Gewicht reduzieren, aber erstaunlicherweise lief es besser als gedacht. Alles in allem sind wir zuversichtlich es tatsächlich bis an die Ostsee zu schaffen. Ab dem 11.06. wird es dann ernst. Unterwegs werden wir versuchen Euch so oft es geht auf dem laufenden zu halten — entweder hier oder auf unseren Instagram-Accounts: felixbaumfoto bzw. roprom_mtb.
Irgendwie ist es doch amüsant, dass es wieder das Reisen ist, das mich motiviert den Blog fortzuführen. Ich hoffe Euch gefällt was Ihr lest. Wenn Ihr Fragen zu unserer Route oder unserem Equipment habt, stellt Sie gern unten in den Kommentaren.
Euer
Felix
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